Dienstag, 5. Juni 2012

Frieden


Frieden mit sich selbst, mit seiner Welt und Gott

Frieden ist ein Begriff, der uns in vielen Bereichen begegnet. Manch einer denkt sofort an den Frieden zwischen den Völkern oder sofort an den Weltfrieden und manch anderer an den inneren Frieden, was den Frieden mit sich selbst meint.  Der Frieden wird klassischerweise als Abwesenheit von Krieg und Gewalt definiert. Krieg und Gewalt sind destruktive Kräfte, die nur Unheil anrichten. Krieg und Gewalt verfolgen nur das Ziel, jemandem zu schaden, zu verletzen, zu schwächen oder gar zu vernichten. Sie führen ins Verderben und bedeuten einfach nichts Gutes.  Frieden ist ein Zustand von heilsamer Ruhe, worin Antipathien,  Feindseligkeiten und Zerstörungsabsichten  keinen Platz haben. Nach einiger Zeit des Nachdenkens kamen mir die Begriffe „Heil“,  „Ruhe“ und „Versöhnung“ in den Sinn, was ich mit Frieden assoziiere. Versöhnung bedeutet, Frieden mit einem Gegenüber zu schließen, gegen den man vorher noch eine antipathische Haltung hatte und ihn noch am Boden sehen wollte, also in einer recht destruktiven Perspektive. Ruhe bezeichnet einen Zustand des Freiseins von Störungen, was einem unangenehm bzw. lästig ist. Das Heil bedeutet, dass eine unbeschadete Ganzheit von Wohlergehen vorliegt; kurz gesagt die höchste Form von Glück und Zufriedenheit.  Mit dem Begriff der Zufriedenheit wären wir wieder beim Frieden angelangt. Zufriedenheit bezieht sich auf den Frieden mit sich selbst, dass man davon frei ist, was einen beunruhigt und alles so läuft, wie man es sich vorstellt.

Wo fängt Frieden an?  Ich denke, dass Frieden bei sich selbst anfängt. Wer sich mit selbst uneins ist und sich in sich selber nicht mehr wohl fühlt,  wird auch keinen Frieden mit seiner Umwelt haben. „Wenn du ihn nicht in deinem Herzen hast, hast du ihn auch draußen nicht.“ Wie kann ein Makrokosmos Frieden haben, wenn es schon in seinen Mikrokosmen keinen  Frieden gibt? Die eigene Unzufriedenheit kann sich zu Selbsthass steigern, der Aggressionen entstehen lässt, die sich gegen andere richten oder gegen sich selbst.

Der eigene Unfrieden mit sich selbst beeinträchtigt das Verhältnis zu unsren Mitmenschen.  Der Mitmensch kann mit Vergeltung reagieren, weil er sein verletztes Selbstwertgefühl dadurch wiederherstellen möchte und nicht als Unterlegener dastehen möchte. Letztendlich entsteht daraus ein Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt, was durch Hass und Rachegelüste angetrieben wird. Der Hass in der Welt vermehrt sich, was unheilvolle Auswirkungen hat. Das Herz ist davon verbittert, weil es voll Hass geladen ist und damit ist das Herz blind für Gott.

Um diesen Teufelskreis zu überwinden, ist Versöhnung und Vergebung notwendig. Es fällt einen wirklich schwer, zu vergeben, weil oft der eigene Stolz im Weg steht. Es ist wie eine Mauer, die dadurch den Weg zum Frieden versperrt. Gott selbst schließt mit den Menschen durch Jesus Christus Frieden. Durch Jesus Christus wird uns die Hand gereicht. Gottes Vergebung geschieht aus reiner Liebe heraus und bedarf keiner Voraussetzungen.  Gott möchte nicht, dass seine Geschöpfe miteinander im verheerenden Streit sind, sondern unter ihnen Frieden besteht.

Im Joh 14,26 steht geschrieben: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn kennt, gebe ich euch; euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Die Erfahrung der Vergebung geben wir weiter an unsren Nächsten. Wir sind dadurch eher bereiter, unsren Schuldigem zu vergeben, weil man keine negative Sichtweise mehr auf ihn hat. Nicht mehr Hass, Wut oder Frustration führen das Herz an, sondern Gottes Liebe hat darin Platz gefunden, was sich auf die eigenen Verhaltensweisen überträgt. „Wovon das Herz voll ist, das geht dem über Mund über.“  (Mt 12,34). Man soll nicht jedermanns bester Freund werden, aber zumindest mit ihm in Frieden leben sowie ihm gegenüber vergebungsbereit sein statt nachtragend, damit kein Hass im Herzen Platz nimmt.  Augustinus formulierte es folgendermaßen: "Wir müssen unseren Nächsten lieben,  entweder weil er gut ist oder damit er gut werde."

Der Friede Gott sei mit euch. Amen